Schlafdiagnostik

"SCHNARCHEN – NUR STÖREND ODER GEFÄHRLICH?"


Schlafapnoe-Syndrom

Das Schlafapnoe-Syndrom (SAS) ist ein Beschwerdebild, das durch Atemstillstände (Apnoen) und Minderatmungen (Hypopnoen) während des Schlafs gekennzeichnet ist und zur Tagesmüdigkeit bis hin zum Einschlafzwang (Sekundenschlaf) sowie einer Reihe weiterer Symptome wie z.B. Konzentrationsstörungen und Folgeerkrankungen führen kann.

Die Atemstillstände führen zu einer verringerten Sauerstoffversorgung bei gleichzeitigem Anstieg des Kohlendioxidgehalts des Blutes und dadurch zu wiederholten Aufweckreaktionen (Alarmreaktion des Körpers). Die meisten Aufweckreaktionen führen aber nicht zum bewussten Aufwachen, sondern lediglich zu erhöhten Körperfunktionen, beispielsweise zu beschleunigtem Puls. Deswegen werden sie von den Betroffenen meist nicht wahrgenommen.

Die Folge der Aufweckreaktionen ist ein nicht erholsamer Schlaf, was meistens zu der typischen, ausgeprägten Tagesmüdigkeit führt.


  • Formen

    Freie Atemwege

    Durch den Sog der Luft verschlossene Atemwege

    Man unterscheidet obstruktive und zentrale Apnoe-Syndrome. Kommen bei einem Patienten beide Formen vor, spricht man von gemischten Apnoesyndromen.

    Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom

    Die weitaus häufigste Form ist das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS). Die direkte Ursache des OSAS ist eine starke Entspannung der ringförmigen Muskulatur um die oberen Atemwege im Schlaf. Dadurch sind der Nasen- bzw. der Mundrachen nicht mehr in der Lage, dem beim Einatmen in Lunge und Bronchien entstehenden Unterdruck genug Widerstand entgegenzusetzen. Der obere Teil der Atemwege fällt zusammen und es kommt zu einer Behinderung (Obstruktion).

    Krankhafte Atemstillstände dauern länger als zehn Sekunden, wodurch der Sauerstoffgehalt des Blutes abfällt (Hypoxämie). Dies führt erstens zu einer Mangelversorgung der Gewebe im Körper und im Gehirn und zweitens zu einem erhöhten CO2-Spiegel im Blut. In Folge des stark ansteigenden CO2-Spiegels kommt es zu einer Weckreaktion des Körpers („micro-arousal“), aufgrund derer die Atmung dann wieder einsetzt. Meist erinnert der Patient sich nicht an diese Reaktion. Die physiologische Struktur des Schlafs wird zerstört und die Erholungsfunktion behindert.

    Fällt der obere Teil der Atemwege nur teilweise zusammen, kommt es zu einer Reduzierung des Atemvolumens, den so genannten Hypopnoen. Auch dabei sinkt letztlich der Sauerstoffgehalt im Blut, aber nicht so stark wie bei Apnoen. Die Anzahl der Apnoen und Hypopnoen pro Stunde gibt der so genannte AHI (Apnoe-Hypopnoe-Index) wieder.

    Beim Zusammenfallen der oberen Atemwege entstehen bei vielen Betroffenen Schnarchgeräusche, sodass viele der OSAS-Patienten starke Schnarcher sind. Bei Schnarchern mit starker Tagesmüdigkeit besteht daher der dringende Verdacht auf OSAS. Schnarchen (Rhonchopathie) allein und auch gelegentliche, kurze Atmungsaussetzer sind nicht gesundheitsschädlich. In Deutschland sind 1–2 % der Frauen und 2–4 % der Männer im mittleren Lebensalter vom OSAS betroffen, also etwa 800.000 Menschen. Häufig löst die OSAS auch zentrale Atemaussetzer aus, sodass auch die gemischte Form sehr häufig ist.

    Zentrales Apnoe-Syndrom

    Das reine zentrale Schlafapnoe-Syndrom (ZSAS) ist selten. Durch Schäden im zentralen Nervensystem (ZNS), besonders im Atemzentrum, wird die Atemmuskulatur unzureichend gesteuert – das Gehirn „vergisst“ zu atmen. Die zentrale Apnoe ist meist erblich bedingt, kann aber auch aus neurologischen Schädigungen resultieren (z.B. Borreliose oder eine Instabilität der Kopfgelenke).

  • Ursachen

    Das OSAS hat keine einzelne Ursache. Folgende Risikofaktoren können ein OSAS begünstigen:

    • Adipositas (Übergewicht)
    • eventuell zusätzlich auch eine Behinderung der Nasenatmung, z.B. durch Polypen oder eine Nasenscheidewandverkrümmung 
    • vergrößerte Rachenmandeln (v.a. bei Kindern)
    • konstitutionelle Erschlaffung der Rachenmuskulatur (Veranlagung)
    • Alkoholkonsum, Schlafmittel, Nikotin, Ecstasy
    • dolichofazialer Gesichtstyp (das heißt, im Fernröntgenseitenbild eines Erwachsenen erkennt man, dass der Unterkieferwinkel groß ist). Dadurch liegt die pharyngeale Muskulatur weit an der Rachenhinterwand, das Lumen ist verengt
    • angeborene Fehlbildungen und Fehlstellungen des Unterkiefers
    • Vergrößerung der Weichteile (z. B. Zunge), hervorgerufen durch Akromegalie
    • Bindegewebskrankheiten, z.B. Marfan-Syndrom

    Das ZSAS kann zusätzlich noch durch folgende Faktoren begünstigt werden:

    • Herzprobleme: Herzinsuffizienz, Schlaganfall oder Vorhofflimmern
    • Hirntumor
    • Leben in großen Höhen
    • Medikamente für die Atemwege
  • Symptome

    Die Angehörigen von OSAS-Patienten berichten meist über lautes Schnarchen, unterbrochen durch Atempausen, die mit einem heftigen, seufzenden Atemzug oder einem Schnarchlaut beendet werden.

    Längst nicht jeder Schnarcher aber leidet an OSAS ("primäres Schnarchen"), und nicht jeder OSAS-Patient fällt tatsächlich durch Schnarchen auf. Die beschriebene Verengung in den oberen Atemwegen kann in Einzelfällen zu einem sofortigen Verschluss führen, so dass keine Schnarchgeräusche mehr entstehen können.

    Weitere Symptome des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms sind:

    • Apnoe von mindestens 10-Sekunden- bis Minutendauer
    • Durchschlafstörungen
    • Tagesmüdigkeit, Einschlafneigung am Tag
    • Kopfschmerzen beim Erwachen ("wie gerädert")
    • Schwindel, vor allem nach dem Aufstehen
    • Mundtrockenheit beim Erwachen
    • nächtliches Schwitzen
    • Nykturie (vermehrter Harndrang während des Schlafs / nächtliches Wasserlassen)
    • Sekundenschlafattacken / imperativer Schlafdrang, teils ohne Warnsignale
    • Konzentrationsstörungen bis hin zu Gedächtnisstörungen
    • depressive Verstimmung
    • Impotenz, erektile Dysfunktion
    • unruhiger Schlaf
  • Folgen

    Als Folge eines unbehandelten OSAS treten meistens weitere chronische Gesundheitsstörungen auf, und zwar Herz-Kreislauferkrankungen wie Bluthochdruck, Rechtsherzinsuffizienz, Herzinfarkte sowie Schlaganfälle. Ein plötzlicher Herztod kann bei unbehandeltem OSAS mit erhöhter Wahrscheinlichkeit auftreten. Einer aktuellen Studie zufolge ist das SAS stark mit dem Auftreten von Herzkrankheiten, die einen Herzschrittmacher erforderlich machen, assoziiert.

    Beschrieben sind auch Depressionen, Hirnschäden und das gehäufte Auftreten von Stress-Erkrankungen wie Magengeschwür, Tinnitus und Hörsturz.

    Diabetes mellitus Typ 2 wird seit Anfang 2002 immer häufiger in Zusammenhang mit dem OSAS gebracht. Es besteht ein linearer Zusammenhang zwischen dem Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) und der Insulin-Resistenz. Der Blutzucker ist also umso höher, je mehr Atempausen pro Stunde Schlaf auftreten. Nach einer eingeleiteten nCPAP-Therapie kann die nächtliche Zuckerneubildung (Gluconeogenese) deutlich vermindert werden und die morgendlichen Blutzucker-Werte sinken.

    Patienten, deren OSAS durch Behandlung gebessert wurde, berichten außerdem von reduzierten Migräneanfällen.

    In letzter Zeit wird zunehmend darauf hingewiesen, dass ein Schlafapnoepatient, der müde oder krankhaft unkonzentriert ist, kein Fahrzeug, insbesondere mit Personenbeförderung, führen darf. Je nach Rechtslage kann sogar Strafbarkeit bestehen. Rechtsnormen sind hier z.B. die Fahrerlaubnisverordnung, der berufsgenossenschaftliche Untersuchungsgrundsatz G25 und die Richtlinien des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen. Wahrscheinlich sind viele schwere Verkehrsunfälle auf eine unbehandelte Schlafapnoe zurückzuführen. Deswegen werden Früherkennungsuntersuchungen für Berufskraftfahrer gefordert. Zwei bis vier Wochen nach Beginn einer regelmäßigen nCPAP-Therapie ist die Fahrtauglichkeit in der Regel vollständig wiederhergestellt. Regelmäßige Nachuntersuchungen – auch der Therapieakzeptanz – sind notwendig. Derzeit untersuchen nur wenige arbeitsmedizinische Dienste von Verkehrsunternehmen wie den Wuppertaler Stadtwerken ihre Beschäftigten auf das Vorliegen schlafbezogener Atemstörungen wie der Schlafapnoe. Bei Notwendigkeit müssen die nCPAP-Atemtherapiegeräte auch im Auto oder LKW bei Standzeiten mittels Bordnetz betrieben werden.

  • Diagnose

    Wichtig für die Diagnose sind die oft typische Vorgeschichte (obstruktives Schnarchen, Atemaussetzer und fehlende Erholsamkeit des Nachtschlafes) sowie Angaben zur Schlafhygiene.

    Die apparative Diagnostik wird durch ein Schlafdiagnostikscreening (Polysomnographie) eingeleitet, welches nach entsprechender Weiterbildung und Zulassung überwiegend durch Fachärzte für HNO bzw. Pneumologen durchgeführt wird. Die Untersuchung mit solchen Nicht-Labor-Monitoring-Systemen erfolgt durch Aufzeichnung von Atemströmung (nasal flow), Atemgeräuschen, Sauerstoffsättigung im Blut mittels Pulsoxymeter, Herzfrequenz, Atembewegung des Brustkorbes und des Abdomens sowie Körperlage (Kardiorespiratorische Polygraphie) während des Schlafes zu Hause beim Patienten. Es sind verschiedene, kompakte Geräte hierfür am Markt verfügbar. Eine Schlafapnoe ist wahrscheinlich, wenn neben der klinischen Symptomatik in der Polygraphie im Durchschnitt pro Stunde mehr als fünf Apnoe-/Hypopnoe-Phasen über 10 Sekunden Dauer (pathologischer Apnoe-/Hypopnoe-Index AHI: >5) mit dem charakteristischen episodischen Abfall der Sauerstoffsättigung des Blutes nachgewiesen werden. Als leichte/milde Schlafapnoe wird ein AHI von 6 bis 14 gewertet, als mittlere Schlafapnoe ein AHI von 15 bis 30 und als schwere Schlafapnoe ein AHI von über 30.

    In Fällen eines auffälligen Screenings wird der Patient in ein Schlaflabor eingewiesen. Dort wird mit einer Polysomnographie die Notwendigkeit einer Behandlung weiter abgeklärt bzw. eine Behandlung eingeleitet und hinsichtlich der Effektivität kontrolliert. Bei der Polysomnographie werden zusätzlich zu den Parametern der Polygraphie ein Elektroenzephalogramm (EEG), eine Elektrookulographie (EOG), eine Elektromyographie (EMG) im Bereich der Kinn- und Beinmuskulatur sowie ein EKG aufgezeichnet und der Blutdruckverlauf, in einigen Fällen auch intrathorakale Druckschwankungen, fortlaufend registriert. Während der nächtlichen Untersuchung wird das Schlafverhalten mit einer Videoaufzeichnung dokumentiert. In der Polysomnographie zeigt sich der Einfluss der verminderten Sauerstoffversorgung, die sich im EEG als „Schlaffragmentierung“ manifestiert. Bedingt durch den Sauerstoffmangel, der sich infolge der Atempausen wiederholt, kommt es zu ständigen Weckreaktionen (Arousals), so dass durch die Fraktionierung des Schlafes (im Vergleich zur normalen „Schlafarchitektur“) eine pathologische Reduktion der Tiefschlaf- und Traumschlafphasen resultiert.

    In der HNO-Praxis am Jahnplatz wird nach Erhebung der Krankengeschichte und der HNO-Untersuchung und eines Fragebogen die Wahrscheinlichkeit für eine obstruktive Schlafapnoe abgeschätzt. Sollte sich der Verdacht bei Ihnen auf relevante Atempausen ergeben, zahlt Ihre Krankenkasse die Messung mit einem Gerät, dass Sie eine Nacht beim Schlafen überwacht (Polygraphie). Sollte sich kein Verdacht auf eine schlafbezogenen Atemstörung geben, können Sie dieses Gerät gerne auch gegen eine Gebühr für eine Nacht bei uns ausleihen.

    Eine besonders komfortablere Messung mit nur zwei Kabeln führen wir mit einem besonderen Gerät dem „WatchPAT200“ durch. Diese Untersuchung wird noch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet und muss daher privat nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) abgerechnet.

    Ein Fragebogen kann helfen, eine Einschätzung der Tagesmüdigkeit zu ermöglichen. Die Fragen im Dokument beziehen sich auf das normale Alltagsleben in der letzten Zeit.

    Download Fragebogen